Stark gestiegene Kosten, hohe Baustandards und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass viele Bau- und Sanierungsvorhaben aufgeschoben oder ganz verworfen worden. Das will die neue Bundesregierung ändern und den „Wohnungsbau-Turbo“ zünden: Bauen soll schneller, einfacher und vor allem günstiger werden. Geplant sind mehrere Änderungen im Baugesetzbuch sowie eine Neustrukturierung der Förderung. Zudem steht das umstrittene Heizungsgesetz auf dem Prüfstand.
Verzicht auf Komfortstandards: Gebäudetyp E
Um das Bauen, Nachverdichten und Aufstocken zu vereinfachen, möchte Schwarz-Rot das Gebäudetyp-E-Gesetz, das bereits von der Ampel-Regierung angestoßen wurde, weiter vorantreiben. Dieses besagt, dass beim Neubau auf die Einhaltung sogenannter Komfortstandards, die für die Sicherheit des Gebäudes – wie beispielsweise der Brandschutz oder die Statik – nicht relevant sind, verzichtet werden darf. Heißt konkret: Bauherren und Architekten können von den anerkannten Regeln abweichen, ohne dass das als Mangel gewertet wird. Expertenschätzungen zufolge ließen sich so die Baukosten um bis zu zehn Prozent senken.
Förderung und finanzielle Unterstützung
Auch die Förderlandschaft will die Bundesregierung in Angriff nehmen: Sie strebt an, alle bisherigen Förderprogramme der KfW zu zwei zentralen Programmen zusammenzufassen – eines für den Neubau und eines für die Modernisierung. Die Verschlankung soll Baufamilien und Modernisierern einen leichteren Zugang zu den Fördermitteln ermöglichen. Geplant ist, den Effizienzhausstandard 55 (EFH 55) zeitlich befristet wieder zu fördern. Im Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD außerdem eine „Starthilfe Wohneigentum“, die Familien den Erwerb von Wohneigentum erleichtern soll. Im Raum stehen steuerliche Vorteile, Unterstützung bei fehlendem Eigenkapital sowie die Übernahme von staatlichen Bürgschaften für Hypotheken. Wer eine Immobilie erbt, der soll die Kosten für die energetische Sanierung künftig von der Steuer absetzen können.
Abschaffung des Heizungsgesetzes
Es war bereits Wahlkampfthema der CDU, im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf geeinigt, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Ganz gestrichen wird das Gebäudeenergiegesetz (GEG), wie es formell heißt, jedoch nicht. Vielmehr soll es durch ein neues GEG, das „technologieoffener, flexibler und einfacher“ ist, ersetzt werden. Was das für Baufamilien und Hausbesitzer bedeutet, wird nicht ausgeführt. Die Heizungsförderung wird dennoch fortgesetzt: Wer seine alte Heizung gegen ein umweltfreundliches System tauscht, erhält weiterhin Zuschüsse. Wie hoch diese in Zukunft ausfallen, ist noch unklar.
Impulse für den Haus- und Wohnungsbau
Mit den angekündigten Maßnahmen setzt die Bundesregierung wichtige Impulse. Ein verhaltener Optimismus ist bei Town & Country Haus bereits jetzt zu erkennen: Nach Krisenjahren steigen die Verkaufszahlen langsam wieder an. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch bei den Baugenehmigungen, selbst wenn diese weiterhin auf einem niedrigen Niveau liegen. Ob und wie schnell der Haus- und Wohnungsbau in Schwung kommt, hängt letztendlich davon ab, wie die Pläne in der Praxis umgesetzt werden. Verbände wie etwa der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen fordern deutlich mehr Mut zur Vereinfachung.